Mittwoch, 18. Juli 2012

Oops, we did it...again - Vegetaria die Zweite

Nach unserem ersten Mal in der Vegetaria haben wir uns ja fest vorgenommen, vor Ende Juli, wenn das Vegetaria schließen muss, noch einmal den Weg ins Gut Kerschlach zu finden. Und das taten wir auch am vergangenen Wochenende. Wir wurden von Chef-(und in unseren Augen Sterne-)Koch Oliver Beisert herzlichst begrüßt (und wiedererkannt?!) und schon drängte sich eine Frage auf, die wir eigentlich ungern stellen wollten (um eventuell den kulinarischen Streifzug nicht deprimiert bestreiten zu müssen) - wie würde es mit der Vegetaria nach dem 27. Juli, wenn der Pachtvertrag ausläuft, weitergehen? Zum Glück wurden wir sofort beruhigt, doch dazu später...

Als Aperitif wählte mein Freund Prosecco mit selbstgemachtem Rhabarbersorbet (das mich beim letzten Mal bereits überzeugte), während ich den Hugo mit Holunderessenz probieren musste (ich muss nicht erwähnen, dass die Essenz selbstgemacht ist, oder?!). Wie wir bereits bei unserem ersten Besuch erlebten, erklärte Oliver Beisert jedem Tisch mit Liebe und Hingebung den Aufbau und die Feinheiten des aktuellen Menüs - und so auch uns. Da köchelt hier das Gazpacho drei Stunden, bevor es bis zum Kühlen ruhen darf, dort werden Erdbeeren für zwei Stunden mit Olivenöl und Puderzucker im Ofen gelassen und nebenbei Mangoldröllchen in Gemüsebrühe gebadet und gedünstet - kein Zweifel, dass für dieses Menü zahlreiche Stunden in der Küche verbracht werden. Während ich schon überlegte, welche Speisen es denn nun für mein vier-Gang-Menü werden sollen, saß mir mein Freund verträumt gegenüber und lauschte regelrecht verzückt den Erzählungen.

Los ging es dann mit dem Gruß aus der Küche - die kleine weiße Espressotasse mit dem Chili-Bananen-Süppchen kannten wir bereits und wurden doch wieder überrascht - vom süßlich-salzigen Geschmack und dem coolen Geschirr.
Im Anschluss erhielten wir den ersten Gang in einem "fotogenen" UFO-Teller: Erdbeergazpacho mit Basilikum, Erdbeerkonfit und Croutons. Die vordergründige Melodie spielt ganz klar das typische Gazpacho mit Paprika, Zwiebel, Olivenöl und Tomate. Doch die zweite, melodische Begleitung durch die Erdbeere macht aus dieser kalten Suppe etwas ganz besonderes. Dazu die leckeren Croutons... mmmh. Der Teller war definitiv zu schnell wieder leer... Die Suppe passt perfekt in den Sommer!

Als zweiten Gang erhielt ich einen farblichen Mädchentraum: Ein warmes Päckchen aus gebratener Zucchini, das eine Farce aus Ricotta, Parmesan und Pecorino enthielt, gebettet auf einer kühlen, tiefpinken Rote-Beete-Sauce und getoppt mit frittiert-knusprig-salzigen Karottenlocken. Es war fast zu hübsch zum essen. Aber es roch so herrlich... da konnte ich natürlich nicht lange widerstehen. Diese würzig-aromatische Füllung, zusammen mit der zurückhaltenden Roten Beete...
Eigentlich hatten wir ausgemacht, Hälfte-Hälfte zu machen bei diesem Gang, doch das fiel mir dann auf einmal ziemlich schwer, auch wenn die Mangoldröllchen so niedlich aufgereiht waren,...
...die sich mein Freund bestellt hatte. Die Mangoldrouladchen hatten eine Füllung aus Kartoffeln, Linsen und Paprika und dazu eine würzig-süßlich-scharfe Marmelade - ein traditionell anmutendes Gericht in moderner Ausführung.
Natürlich hielt ich Wort, denn auch die Röllchen wollte ich kosten. Mein persönlicher Favorit unter diesen beiden blieb jedoch das Zucchinipäckchen.

Wieder als kleine Erfrischung zwischendurch erhielten wir vor dem Hauptgang eine  Kugel meines persönliches Highlights des ersten Dinners - das traumhafte Basilikum-Zitronen-Sorbet... Und wieder dachte ich mir, dass ich das mal Zuhause probieren sollte! Aber wie macht man am besten aus Basilikum ein Sorbet? Einfach pürieren? Einen Sirup daraus herstellen? Eine Essenz?
Das Vegetaria hatte sich übrigens bis auf den letzten Platz gefüllt - ich nehme schwer an, dass über die Hälfte der Tische zudem reserviert waren... wer also noch in den köstlichen Genuss des Vegetaria kommen möchte in den nächsten zwei Wochen, sollte sich beeilen und einen Platz reservieren... (ach ja und nebenbei - ich werde für dieses Lob natürlich nicht bezahlt ;-) )

Als Hauptgang hatten wir uns beide (ich nach langem hin und her) gegen die Artischoke und für die Galette aus Filoteig mit Spinat und Feta entschieden, die geschichtet auf quadratischen Bratkartoffeln zusammen mit einem Tomaten-Ingwer-Kardamon-Relish und grünen Bohnen serviert wurde.
Was sagte mein Freund doch gleich? Wenn ich SO kochen könnt, würde er Vegetarier werden... Mehr brauche ich wohl zu diesem Gang nicht sagen, oder?

Nach einer angenehmen Pause erhielten wir einen weiteren Zwischengang: Mascarpone-Erdbeer-Eis, das auf der Zunge zerging und damit Lust auf das bevorstehende Dessert machte.
Während jeder Gang den davor servierten übertraf, toppte das Dessert noch einmal das gesamte Menü - ich hatte mich für die Erdbeer-Holunder-Variante entschieden und bekam ein kleines Holunder-Macaron serviert, das sich im Mund erst ausbreitete und dann langsam auflöste. Ich testete mich von links nach rechts und wieder zurück und wusste nicht, was mir besser schmeckt - das Holundersüppchen oder die Mascarbonecreme auf dem Buchweißenbiscuit mit den frischen Erdbeeren oder doch das frische Kerbelsorbet? Ich vergaß vollständig, dass ich eigentlich schon satt war...
Und auch mein Freund war von seinem Dessert begeistert (Er hatte sich für den "opulenten Schokoladentraum" Ludwig XV entschieden). Noch nie habe ich ihn so langsam essen und genießen sehen...

Nach gut vier Stunden schlemmen waren wir überrascht und irgendwie traurig, dass dieser Genuss nun vorbei war - aber zum Glück nicht für immer! Denn wenn alles klappt, wird es das Vegetaria ab Oktober/November sehr zentral in München geben... wir drücken euch auf jeden Fall alle Daumen und sehen uns dann in ein paar Monaten hoffentlich wieder!

1 Kommentar:

  1. Das sieht ja richtig lecker aus und wie man liest war es auch ein gelungener Abend.

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